Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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13.10.2013

Pressestimme vom Köln Comedy Festival

Pressestimme vom Köln Comedy Festival

Ursus & Nadeschkin erfinden sich in der Comedia mal wieder neu. Die beiden Schweizer begeistern das Publikum beim Köln Comedy Festival mit „Sechsminuten“, der schnellsten Show der Welt.

Gutes Theater ist wie guter Whisky – ein Destillat, ein Konzentrat. Die Kunst besteht im Weglassen alles Überflüssigen. Dieses Prinzip treibt Ursus auf die Spitze: Das neue Stück, das er für sich und seine Partnerin Nadeschkin erdacht hat, dauert nur noch sechs Minuten. Ein furioser Auftakt mit Tanz und hämmerndem Beat, fliegenden Tassen, wehendem Kleid, blonden Perücken, Konfettikanone – mit allem, was angeblich zum heutigen Show-Business unabdingbar dazu gehört. Dann, nach sechs Minuten, ist alles vorbei, ist schlagartig Schluss mit Glitter und Glamour. Ursus versucht, die Zuschauer zum Heimgehen zu bewegen und beginnt in herzallerliebstem Schwyzerdütsch seine Philosophie der Reduktion zu erklären: „Das ist Avantgarde für die breiten Massen. Und Sie haben den Vorteil, dass Sie nicht vier Stunden lang im Theater sitzen müssen.“ Derweil rechnet Nadeschkin vor, was die beiden Mimen und auch die Zuschauer an freier Zeit gewonnen haben.

Ursus & Nadeschkin, eigentlich Urs Wehrli und Nadja Sieger – das sind die beiden ursympathischen Schweizer, die vor Jahren unter dem Clowns-Etikett beim Köln Comedy Festival antraten, die aber bei weiteren Auftritten diesen Rahmen immer mehr sprengten und schließlich im WDR-Sendesaal in totaler Dunkelheit experimentelles Theater machten. Wo andere Erfolgreiche gerne ihre alten Nummern aufwärmen, fangen Ursus und Nadeschkin gern bei Null an und erfinden sich mit ungebrochener Kreativität neu. Das Handwerk bleibt zwar. Etwa die unglaubliche Synchronität – sprachlicher Wirrwarr, der in faszinierende Synchronität mündet. Diesmal, bei der Kölnpremiere von „Sechsminuten“ in der Comedia, kam absurdes Theater hinzu – in das dann allerdings auch wieder Witze passen wie „Was sagt die Schnecke, die auf der Schildkröte sitzt? – Huiiiii…“ Oder Brillen, ans Publikum verteilt, die Bühnenlichter zu tanzenden Herzen formen.

Dass zum Schluss die Up-tempo-Eingangsszene noch einmal gespielt wird – allerdings so, als säße das Publikum hinter der Bühne, man sieht alles von hinten – ist nur konsequent. Auch, dass man plötzlich den rauchenden Affen sieht, der vorher unsichtbar über die Bühne trottete. Wie konnte man den nur übersehen...

Im Januar sind Ursus und Nadeschkin noch einmal für zwei Abende in der Comedia (17./18.Januar 2014) – eine unbedingte Empfehlung.

Text: Horst Piegeler Bild: Joel Schweizer

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