Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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14.09.2013

Es spukt im Tonstudio

Es spukt im Tonstudio

Wie «Das kleine Gespenst» im Kino zu seinem Schweizer Dialekt kommt.

Ein kleines Gespenst wohnt auf einer Burg und träumt davon, die Welt einmal am Tag zu sehen. Dann trifft es einen Jungen von der Dorfschule, der mit seiner Klasse auf der Burg weilt. Niemand glaubt dem Jungen, dass er ein Gespenst gesehen hat. Als das Gespenst kurz darauf zum ersten Mal Tageslicht sieht, wird es zu allem Unglück pechschwarz und versetzt die Leute im Dorf in Angst und Schrecken. Diese Geschichte kommt dir sicher bekannt vor: Es ist «Das kleine Gespenst» von Ottfried Preussler.

Nun wurde die Geschichte zum ersten Mal verfilmt. In Deutschland. In zwei Wochen kommt der Film in die Schweizer Kinos. Weil die Schauspieler aber Hochdeutsch gesprochen haben und das «kleine Gespenst» Dialekt sprechen soll, musste der Film für die Schweiz nachvertont werden. In der Fachsprache nennt man das Synchronisieren. Dabei sehen sich Leute, die Schweizerdeutsch sprechen, den Film an und übersetzen den Text. Dann sprechen die den Schweizer Text über die ursprüngliche Version.

Wir waren dabei, als die Synchronisationsarbeiten für «S chline Gspängst» stattgefunden haben. In einem Tonstudio in Zürich trafen sich vor ein paar Wochen etwa zehn Leute: Nadja Sieger von «Ursus und Nadeschkin», die dem kleinen Gespenst die Stimme gibt, und der berühmte Kabarettist Emil, der die Stimme vom Uhu Schuhu ist, waren dabei. Ausserdem waren auch der Schweizer Regisseur des Films, ein sogenannter Synchronisationsregisseur und verschiedene Techniker vor Ort.

In einem dunklen Raum mit einem Mikrofon steht Nadja vor einem Bildschirm, auf dem der Film läuft. Im Raum nebendran sind zwei Techniker und der Synchronregisseur. Sie spielen jeweils etwa zehn Sekunden lange Teile vom Originalfilm ab. Nadja hört zu.

Dann spielen sie den Film nochmals ab, aber ohne Ton. Nadja spricht dann den schweizerdeutschen Text vom Gespenst darüber. Meistens werden die kurzen Sequenzen mehrmals wiederholt, bis es der Regisseur gut findet. Es ist wichtig, dass die schweizerdeutsche Version mit den Mundbewegungen übereinstimmt, sonst stört es die Zuschauer. «Das war eine schöne Färbung», sagt der Synchronisationsregisseur zum Beispiel, «aber am Ende solltest du etwas mehr fragend tönen».

Sobald eine Sequenz gut ist, kommt die nächste dran. Die Tage sind lang: Die Filmmacher haben das Studio nur acht Tage gemietet, dann muss die schweizerdeutsche Version fertig sein. Deshalb arbeiten sie meistens am Abend bis sieben oder acht Uhr. Trotzdem finden die Filmleute noch kurz Zeit fürs Mittagessen. Es gibt Sandwiches und Salate. Nadja erzählt von ihrem Sohn, der noch sehr klein ist und deshalb noch lustige Sätze macht. Männern sagt er etwa «meh mah» und Frauen «mah». Dann ist aber auch schon wieder fertig lustig: Die Arbeiten gehen weiter. Nadja nimmt noch einen Schluck Wasser und dann ist sie wieder in der Gespenster-Rolle.

«Das war eine schöne Färbung, aber du solltest noch fragender tönen.» Anweisung des Synchronregisseurs

© Schweiz am Sonntag / MLZ 15.09.2013
(Text: Stefan Ehrbar / Foto: Disney)

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