Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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20.10.2015

© Zürcher Oberländer von Heute

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Heute gibts im Zürcher Oberländer ein schönes Hintergrunds-Interview über die STARBUGS und deren langjährigen Zusammenarbeit mit Nadeschkin zu lesen...

© Zürcher Oberländer; 20.10.2015; Seite 11
«Das ist ja nicht einfach Glück»

Das Trio Starbugs hat mit einem Mix aus Musik, Tanz, Akrobatik und nonverbaler Comedy grossen Erfolg. Fabian Berger erklärt, wie die Starbugs entstanden sind und was Nadja Sieger von Ursus und Nadeschkin mit ihrem Erfolg zu tun hat.

Einst waren sie Elektriker, BWL-Student und Physiotherapeut. Heute bespielen Wassilis Reigel, Martin Burtscher und Fabian Berger als vollberuf- liches Komikertrio Bühnen von New York bis Tokyo. Momentan noch in Deutschland auf Tour, nahm sich Fabian Berger Zeit für ein Telefongespräch.

Wie hat das alles bei Euch angefangen?
Fabian Berger: Wir kommen aus einem kleinen Dorf im Seeland und sind dort in den Turnverein gegangen, wie das alle machten. Im Turnverein hatten wir die Gelegenheit, beim Auftritt am Jahresende, wo jeder etwas macht, unsere Tanzshow zu zeigen. Das war vor 18 Jahren unser erster öffentlicher Auftritt.

Anfangs war Eure Show noch reiner Breakdance.
Fabian Berger: Viele Leute sprechen immer noch viel von Breakdance, aber von den 100 Showminuten sind mittlerweile nur noch 30 Sekunden Breakdance. Und wegen diesen 30 Sekunden wird das immer wieder zum Thema, obwohl es im Promillebereich liegt. (lacht).
Nach der ersten Vorstellung im Turnverein kamen weitere Anfragen. Doch schon bei der dritten oder vierten Vorstellung haben wir gemerkt, dass es ebenso gut oder besser ankam, wenn wir nebst den akrobatischen Breakdance-Einlagen noch etwas Witziges dazu gemacht haben. Die ersten Schritte waren mit Breakdance, aber wer heute eine Breakdance-Show erwartet, der macht einen Fehler.

Heute sind die Starbugs eine Mischung aus Tanz, Akrobatik und nonverbaler Komik. Wie erklärt Ihr selber jemandem Eure Show?
Fabian Berger: Weil wir in keine Schublade passen, haben wir immer Mühe gehabt, dies zu erklären. Daher haben wir diese eigenen Wortkreationen erfunden wie «Lauteste Pantomimen» oder «Rhythmische Sportakrobatik». Wir merkten aber, dass dies den Leuten auch nicht hilft. Heute sind wir so weit, dass wir sagen, wir machen Comedy. Es ist nonverbale oder visuelle Comedy.
Sie besteht aus Musik, und die Komik entsteht durch das, was wir zu den jeweiligen Geräuschen machen. Vom Wort Pantomime sind wir abgekommen, da es ein völliges falsches Bild abgibt. Wir haben keine weissen Handschuhe, keinen weiss geschminkten Kopf und laufen auch nicht an einer imaginären Fensterscheibe entlang. Eine Comedy-Show beschreibt das, was wir machen, am genausten.

Euer Kurzprogramm habt Ihr nun zur abendfüllenden Show ausgebaut. Was war dabei die grösste Herausforderung?
Fabian Berger: Ein grosser Unterschied zwischen Kurzprogramm und abendfüllender Show ist die Dramaturgie. Bei einer kurzen Show tritt man von Anfang an voll aufs Gaspedal und zieht es dann durch, bis es fertig ist.

Es braucht mehr Abwechslung.
Fabian Berger: Genau. Man kann nicht einfach auf die Bühne gehen und mit Vollgas drauflos spielen. Wenn es keine Abwechslung gibt, haben die Leute nach 20 Minuten keine Lust mehr. Das war die grösste Herausforderung, da wir das vorher nie gemacht haben. Nadja Sieger von Ursus und Nadeschkin war dabei ein unheimlich wichtiger Faktor. Sie ist unsere Regisseurin, die vierte Person in unserem Dreierteam und bringt einen riesigen Erfahrungsschatz mit.

Wie hat Sie Euch konkret geholfen?
Fabian Berger: Sie hat ein Gespür für die Dramaturgie. Wo sind wir zu schnell? Wo zu langsam? Es war dann so, dass wir häufig mit Nummern oder einem Teil der Show, den wir zu dritt entwickelt haben, in den Proberaum gingen, wo auch Nadja dabei war. Sie ist dann die Person mit der Werkzeugkiste, arbeitet sozusagen mit Säge, Beil und Schleifpapier an unserem Konstrukt. Bestenfalls wird aus dem Stein irgendwann ein Diamant. Es war wichtig, jemanden zu haben, der einen anderen Zugang hat, uns von aussen wahrnimmt. Sie hat uns sehr viel geholfen, damit wir diese Spannung und Abwechslung auch über 100 Minuten wirklich hinkriegen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Nadja Sieger?
Fabian Berger: 2003 konnten wir mit Ursus und Nadeschkin auf Tour. Da war sie die treibende Kraft für unsere Teilnahme. Für uns war das eine unglaublich grosse Sache. Wir waren das erste Mal länger unterwegs und haben jeden Abend gespielt. Noch dazu hatte es links und rechts von uns Profis, die das schon lange als Job machen. Damals gab sie uns schon Tipps und Feedback.
2008 waren wir im Tessin mit dem Circus Knie unterwegs. Da Ursus und Nadeschkin viel Erfahrung im Zirkusbereich haben und wissen, was im Zirkus funktioniert und was nicht, haben wir auch da intensiv mit ihr zusammengearbeitet. Die Intensität unserer Zusammenarbeit stieg von da an immer weiter. Bis zum Punkt, dass sie jetzt zum Team gehört.

Hat Euch die Zusammenarbeit mit Nadja Sieger professioneller und seriöser werden lassen?
Fabian Berger: Professionalität und Seriosität was unsere Auftritte betrifft, hatten wir schon vorher. Ansonsten wären wir gar nie an den Punkt gekommen, wo sie ins Spiel kam. Was man von ihr aber lernt, ist, dass es in einem Programm klare Strukturen gibt. Es gibt Funktionen, die aufgeschlüsselt werden können. Warum funktioniert etwas? Oder warum funktioniert es nicht? Das ist ja nicht einfach Glück. Da gibt es ein Konzept. Das hat sie uns beigebracht. Dass wir gewisse Dinge beachten müssen, dann ist die Chance grösser, das es funktioniert.

Ihr seid mit Eurer Show auch öfter im Ausland und hattet Auftritte in Russland, Japan, China oder Bahrain. Was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht?
Fabian Berger: Das waren durchwegs positive Erfahrungen. Dadurch, dass wir nicht sprechen, ist es möglich, weltweit zu spielen. Wir waren in über 30 Ländern, und es ist spannend, dass der Humor nicht überall gleich ankommt. Aber das fängt schon in der Schweiz an. Es ist in der Romandie anders als in der Deutschschweiz oder dem Tessin. Es gibt überall kleine Unterschiede.

Interview: Rico Steinemann
Foto: Geri Born

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