Tagebuch
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Dezember November Oktober September August Juli Juni Mai April März31.08.2002
Büro OHNE
Wie jedes Unternehmen braucht natürlich auch der Zirkus einen ziemlich grossen bürokratischen Apparat, ohne den hier gar nichts funktionieren würde.
Unser Wegbleiben möchten wir darum nutzen, um diejenigen Mitarbeiter zu grüssen, ohne die zwar das Programm laufen würde, aber keine Zuschauer kämen, weil nichts in der Zeitung stünde (Medienbüro, ganz links), wir weder Strom noch Wasser hätten und auch keinen Tourneeplan, da der Zirkus unbewiligt nirgends stehen dürfte (kaufmännisches Büro, Mitte) und kein Zelt aufgebaut, keine Löhne ausbezahlt und keine Aufenthaltsbewilligungen erteilt würden (technisches Büro, rechts).
Bei dieser Aufnahme sind leider gerade alle am Telefon und deswegen nicht zu sehen.
Wir werden es deshalb morgen nochmals probieren und die fünf mit einem Kaffee auf die Veranda locken...
26.08.2002
Überrumpelt…
…standen wir vor den freien Tagen, in die uns der Zirkus hinausgespuckt hat.
Der herbeigesehnte Chill-Out fand zwar am vergangenen Weekend statt, wurde aber vom bösen Montag gnadenlos gestoppt .
Man hatte Ursus & Nadeschkin in der Kniezeit verschont, vor tausend Projekten und Anfragen. So was merkt man immer erst, wenn's schon zu spät ist, wenn alles klopft und gleichzeitig klingelt.
Aus allen Briefkästen, Telefonbeantwortern und Mailboxen zwinkerte uns Arbeit entgegen: Das bedeutete augenblickliches Vernachlässigen des Knietagebuches und erstmal besser keine Koffer auspacken. In langen Sitzungen wurde sofort das Wichtigste koordiniert und währenddem sich in der Wohnung weiterhin der Inhalt aus Camping und Zirkusgarderobe türmte, wunderten wir uns beim jeweiligen Vorbeihetzen gerne über das viele, viele Zeugs, das wir noch vor Kurzem in so kleinen Zirkuswagen tatsächlich versorgen konnten
(auf dem Bild sieht man nur einen winzigen Ausschnitt der Menge).
«Welcome Back»! Die alte Welt hat uns wieder. Alles ist wieder grösser, und unübersichtlicher…
P.S. Natürlich haben wir in unserer Abwesenheit mit dem Zirkus telefoniert. – Nicht nur aus Neugier, nein auch auch aus Melancholie.
23.08.2002
Leere
Bereits zum zweiten Mal mussten wir unseren Garderobenwagen räumen. Wir taten es diesmal radikaler, denn nun gehört das Reich für drei Wochen unseren französischen «Stand-In's» Angelina und Jean-Paul. Neben ein paar Kleinigkeiten, die wir hängen liessen, damit wir nicht in Vergessenheit geraten, überliessen wir ihnen den Kühlschrank, die Kaffeemaschine und das Fischradio (rechts im Bild), ein Geschenk von Seelöwen-Ingo, das einem durch Anheben der Flosse Musik zuspült.
Wir grüssen auf diesem Weg Jean-Paul und Angelina und wünschen GRAND MERDE für Schönäf, Nieoh, Yvärdooh, Mudooh und Büll!
22.08.2002
Schöne Momente
Die schönsten Momente im Zirkus sind immer wieder andere:
- nach der Vorstellung im Buffetzelt lange stehen und plaudern;
- zum Finale in die Manege rennen, und im Beifall schwimmen;
- sich dann von Franco Knie sagen lassen, dass wir immer noch zu früh ihr Jubiläum feiern;
- im Warm-Up ein kinderreiches Elternpaar fragen, ob sie noch andere Hobbies haben;
- in der Vorstellungspause Backstage Kaffee machen, einen für Herr Aeby warm stellen, und hören, wie unterdessen in der Manege der immergleiche Werbetrailer zum Antarktis-Film läuft;
- Mocca für ihren grossen Auftritt in die Tasche betten;
- den Elefanten beim Plantschen in ihrer Bademulde zuschauen;
- drei Meter unter Kimalis Kopf die Hände ausstrecken und zusehen, wie der grazile Giraffenmann in Zeitlupe zu einem runter schwebt;
- die Zooäffchen mit Apfelstückchen versorgen;
- im Backstage-Bereich mitten im Gespräch davonrennen, um dann gerade noch rechtzeitig in der Manege aufzutauchen;
- auf immer und ewig Zirkusmusik live erleben, und mitsummen, ohne dass man es merkt;
- an verregneten Abbautagen durch den Pflotsch tapsen, und wissen, dass drinnen die Show ganz normal weitergeht, währenddem draussen die Traktoren im Schlamm Pirouetten dehen;
- ab und zu von Marie-José im Kniegarderobenwagen ein Gläschen Champagner «brut» im Plastikbecher spendiert bekommen;
- durch die Stadt spazieren und sich selber via Plakat zuschauen;
- nachts nach der Vorstellung unter dem Sternenhimmel sitzen, eine Zigi rauchen (Urs), oder an einem Glas Wein nippen (Nadja);
- schlafenden Elefanten beim Schnarchen zuhören.
- im warmen Bett liegen und Regen auf's Wohnwagendach prasseln lassen;
- morgens im Wohnwagen in Ruhe frühstücken und gleichzeitig die Mails checken;
- neue Tagebuchtexte zwischen Urs & Nadja hin-und-her zeigen, bis dass sie sitzen;
- gemeinsam die Anzahl Vorstellungen zählen;
- Seelöwen küssen;
- ab und zu reiten;
- Fussball spielen;
- Patrick necken;
- polnisch zählen lernen;
- Den Marrokanern tausendmal täglich «tabas» zuzückrufen;
- und schliesslich «rechtschaffenmüed» in die heimelige Wohnwagenkoje fallen, und sofort einschlafen;
Das alles werden wir nun einen knappen Monat vermissen, denn heute Nacht fährt der Zirkus nach Genf, wo wieder – ohne uns – die französische Version gespielt wird.
Unser Comeback wird dann am 19.9. in Biel sein.
Unser Tagebuch wird sporadisch weitergeführt, damit weder unsere Leser noch wir auf Entzug kommen!
Bis morgen also!
21.08.2002
Flügzüg
(Foto: Pascal Steiner, Patent Ochsner)
Schon zum vierten- und fünftenmal haben sich Clödu und Thömu (Flügzüg, im Knie 2000) in die diesjährigen Ränge gesetzt, haben zugeschaut, und sich an ihr eigenes Zirkusjahr zurückerinnert. Auch Ueli Bichsel (Lufthund, im Knie 2000) war heute zum zweiten Mal da, und als dann noch Bernie Schürch (Mummenschanz, im Knie 1988) auftauchte, ergab das fast schon ein Ehemaligen-Komiker-Treffen.
Wir wollten eigentlich mit allen ein Foto machen, kamen aber leider zu spät auf die Idee... für Flügzüg allerdings war das gemächliche Timing perfekt! Nun schmücken sie unser heutes Bild des Tages.