Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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03.09.2009

Premièrenkritik © Neue Zürcher Zeitung

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Zürcher Kultur
Ursus' und Nadeschkins grosse Talentshow

«Perlen, Freaks & Special Guests» – eine Revue mit Musik, Slapstick, Tanz und Artistik

Eine trillernde, krächzende, zischende, pfeifende und blubbernde, struppige «Nina Hagen der kleinen Säle» samt hochvirtuosem Begleitduo. Ein jonglierender Lulatsch, der die Bälle mit allen denkbaren Körperteilen von den Fusssohlen bis zu den Augenhöhlen zum Kreisen bringt. Ein hampeliges japanisches Tänzerpaar, das einem Trickfilm entsprungen zu sein scheint. Zwei punkige Handstandakrobaten, ein schräges Clownduo, das das Publikum mit Papierflugzeugen und Kartonschachtel-Ballons auf Reisen nimmt, und eine bezaubernde Reifen-Akrobatin: Die 17. Ausgabe von Ursus' und Nadeschkins Wanderrevue «Perlen, Freaks & Special Guests» kommt ausgesprochen heterogen daher.

Der ganz grosse Applaus gilt den Gästen
Das allerdings ist pure Absicht. Denn die kecke Kleine mit der Spaghettifrisur und der lakonische Schlacks mit den Hosenträgern sind nicht nur Stars, sondern auch Förderer der Kleinkunst. Mit ihren Namen locken Ursus und Nadeschkin ein grosses Publikum an, das kaum in die Theater käme, wenn auf der Affiche lediglich die Namen Annamateur & Aussensaiter, Morgan, BP Zoom, Iroshnikow, Hilty & Bosch und Inertie ständen. Die Leute würden allerdings etwas verpassen! Denn Ursus und Nadeschkin wählen für ihre Show, mit der sie jeweils im Herbst einen Monat lang durch die Deutschschweizer Theater ziehen, hierzulande kaum bekannte Artisten aus, die ihnen selber grossen Eindruck machen.

«Perlen» ist eine Art Talentshow auf höchstem Niveau. Die beiden Sprachclowns moderieren die Revue lediglich. Sie halten dabei natürlich nicht mit ihrem Witz zurück, doch sie haben die Grösse, den ganz grossen Applaus ihren Gästen zu überlassen.

Die Dresdener Antidiva Annamateur, ihr Cellist und ihr Gitarrist dekonstruieren Songs von Zarah Leander bis Michael Jackson und bauen sie völlig neu und schräg wieder auf. Und wie das schrille Trio vom Soundtrack von «My Name Is Nobody» in den Chick-Corea- Klassiker «Spain» stolpert, ist grossartig!

Der preisgekrönte französische Jongleur Morgan zeigt Artistik, die sowohl im grossen Zirkuszelt ankommt als auch im kleinen Variété, ebenso die nach ihrem Auftritt beim Zirkus Conelli vor drei Jahren hierzulande nicht mehr ganz unbekannten Handstandakrobaten vom Duo Iroshnikow und die junge Syr-Tänzerin Valérie Inertie aus Kanada. Sie kreist und rollt in ihrem grossen Reifen wunderbar anmutig über die Bühne und vereint dabei Ballett und rhythmische Sportgymnastik.

Absurde Note
Für eine absurde Note im Programm schliesslich sorgen das Clownduo BP Zoom und die im «Locking»-Stil tanzenden Cartoon-Figuren Hilty & Bosch. Das ist in der Tat ein abenteuerlicher Mix. Dem Winterthurer Premierenpublikum hat er gefallen.

(Text: Alois Feusi / Foto: Bernhard Fuchs)
Auf dem Foto v.l.n.r: Ju, Anna, Nadeschkin, Reentko, Jii, Stefan, Phillipp, Valerie, Bernie, Ursus, Sascha, Morgan, Slawa

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