Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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10.12.2011

© Bündner Tagblatt

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Kultur - Streiflicht
Zwei, die nach Arosa gehören!

Ursus und Nadeschkin haben das Humor- Festival in Arosa eröffnet. Und einen fulminanten Start hingelegt.
Text: Kerstin Hasse
Foto: Gianni Pisano

Was für ein Anblick: Das Zelt des Arosa-Humor-Festivals ist bei der Eröffnungsvorstellung mit Ursus und Nadeschkin bis auf den letzten Platz besetzt. Hunderte von Augen blicken gespannt auf die Bühne, Hunderte Lacher erklingen und Hunderte Hände klatschen am Ende lautstark ineinander. Ursus und Nadeschkin, die berühmtesten Clowns der Schweiz, sie gehören nach Arosa. Die Bühne in dem rot-blauen Zelt scheint geschaffen für die Komiker – das Publikum liebt sie. Ihr Programm «Im Orchester graben» beweist, dass sich die beiden Künstler nicht einordnen lassen. In Zeiten, in denen der Humor viel zu oft unter die Gürtellinie driftet, gelingt es dem Duo, klassische Musik in Form von Beethovens «Fünfter Sinfonie» auf die Bühne zu bringen. Mit ihrer Wortakrobatik und ihren Bewegungen bieten sie zusammen mit dem Orchester Camerata Schweiz und der Dirigentin Graziella Contratto einen Konzertabend der besonderen Art.

Beethoven hätte es gefallen
In Frack und Fliege fegen Ursus und Nadeschkin über die Bühne, stellen die «Fünfte Sinfonie» auf den Kopf und wirbeln die Klassische Musik durcheinander. Das braucht nicht nur Mut, sondern vor allem Können, über beides verfügen Ursus und Nadeschkin zur Genüge. Dirigentin Graziella Contratto schlägt sich als dominanter Maestro des Konzerts gut, wobei das energiegeladene Zusammenspiel der beiden Clowns klar zu den Höhepunkten des Programms gehört. Und natürlich die Musik. Das über 30-köpfige Orchester zeigt vollen Einsatz und überzeugt mit dem musikalischen Können.

Eine ungewohnte Erfahrung ist es schon, plötzlich klassische Töne im Zelt des Humor-Festivals zu hören. Den Komikern gelingt es jedoch wahrhaft als «Botschafter der Musik» zu wirken – oder wie Ursus es so schön ausdrückte, den «Graben zwischen der klassischen Musik und dem Fussvolk» zu schliessen. «Die mit Konservatorium und die mit ohne Konservatorium sollen sich näher kommen», erklärt Nadeschkin und gluckst fröhlich. Die Musik spielt eine zentrale Rolle in dem Programm und trotzdem wird die klassische Stilrichtung mit einer grossen Portion Humor der beiden sympathischen Chaoten verbunden. «Ich seg diar, das isch Beethoven, do muesch d Grind binand ha», betont Nadeschkin – das Publikum lacht auf. Würde das Programm dem grossen Beethoven gefallen? Man ist versucht zu denken: aber ja! Denn selten wurde der schwere Stoff der komplexen klassischen Musik so leichtfüssig vermittelt und die «Fünfte Sinfonie» einem so breiten Publikum in dieser herzlichen Art nahegebracht.

Eine Klasse für sich
Dem Arosa-Humor-Festival hätte kein fulminanterer Start gelingen können. Es freut das Festivalherz zu sehen, wie Ursus und Nadeschkin wieder in Arosa herumtollen. Denn im letzten Jahr – als die beiden aussetzten – fehlte etwas in dem Zelt. Vielleicht Nadeschkins fröhliches Lachen, vielleicht Ursus’ ernsthafter Blick oder vielleicht schlicht und einfach die übersprudelnde Kreativität des Duos. Die beiden bleiben eine Klasse für sich, eine Klasse, auf die das Humor-Festival nicht verzichten sollte. Haben die beiden Clowns als jahrelange Moderatoren der SF-Show das Festival doch auch intensiv mitgeprägt. Nur wenig Künstler schaffen es in Arosa Standing Ovations zu bekommen. Ursus und Nadeschkin und ihrem «Im Orchester graben» ist es gelungen. Es wird förmlich greifbar wie sehr Arosa den beiden Künstlern am Herzen liegt. Und was gibt es Schöneres als eine Liebe, die erwidert wird.

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